GEFLÜCHTETE MENSCHEN
wollen in Frieden leben; ein neues Zuhause finden; ihre Kinder fördern; teilhaben; Menschen kennenlernen;
die deutsche Kultur verstehen; die Sprache lernen; anerkannt werden; be- und geachtet werden;
sich wohlfühlen; Freunde finden …
Sie können HELFEN mit
- Offenheit
- freundlichem Entgegenkommen
- Interesse an fremden Schicksalen und Kulturen
- Zeit schenken
- Hilfestellung, Gesprächen, Begegnungen …
Machen Sie mit! Bringen Sie sich ein ganz nach Ihren Fähigkeiten, Interessen und Zeitressourcen.
Jede Hilfe ist herzlich willkommen!
Die Arbeitsgruppe trifft sich jeden 1. Donnerstag im Monat und ist offen für jeden engagierten Menschen in Schloss Neuhaus.
Kontaktieren Sie uns gerne unter der Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Folgende Infos sehen Sie weiter unten:
Der Runde Tisch: eine bewährte ehrenamtliche Institution im Quartier Schloss Neuhaus
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- Vielfältige Aufgaben
- Viele Initiativen zu Kontaktpflege und Integration
- Ausgezeichnetes Ehrenamt - Bürgerpreis 2021 der Stadt Paderborn
Der Runde Tisch: eine bewährte ehrenamtliche Institution im Quartier Schloss Neuhaus
Alles begann 2015: Schloß Neuhaus sollte zur neuen Heimat vieler Geflüchteter werden. Es formierte sich ein großer Kreis Unterstützer als „Runder Tisch“ mit einem Besuchsdienst der städtischen Unterkünfte. Inzwischen sind viele Jahre vergangen. Längst haben die damaligen Bewohner vom Hotel Hellmann und den städtischen Erstaufnahmen ihren Platz in Schloß Neuhaus gefunden. Bei vielen ist der Kontakt geblieben, einzelne sind noch auf Unterstützung angewiesen. Andere haben Paderborn schon bald verlassen, neue Geflüchtete sind gekommen.
Denn leider ist das generelle Problem von Flucht und Vertreibung aktueller denn je. Neben den Menschen aus Nordafrika und dem Nahen Osten, die vor Hunger, Krieg, Verfolgung fliehen, treibt das schreckliche Kriegsgeschehen in der Ukraine Tausende auf die Flucht. Sie flüchten innerhalb des Landes und weit darüber hinaus in die Nachbarländer, nach Deutschland und so auch nach Paderborn.Die ehemalige Demskey-Kaserne in Schloß Neuhaus wird zur Notunterkunft und Durchgangsstation für den Regierungsbezirk Detmold. Deren Erstversorgung vor Ort liegt derzeit bei den Johannitern. Auch hier unterstützt der Runde Tisch.
So besteht der inzwischen wesentlich kleiner gewordene Runde Tisch weiter. Für die Zukunft sind weiter Mitwirkende des Quartiers und engagierte Menschen in Schloß Neuhaus gefragt, jede Hilfe ist willkommen und unbedingt notwendig.
Vielfältige Aufgaben
Zunächst geht es immer um einen ersten persönlichen Kontakt zu den geflüchtenden Menschen. Aus der persönliche Situation der Menschen (Herkommen, Fluchtwege, Sprachkenntnisse, Schulbildung, berufliche Ausbildung, Interessen) ergibt sich dann das weitere Vorgehen zur Integration.
Hilfeleistungen der sich regelmäßig treffenden Arbeitsgruppe betreffen folgende Kernbereiche:
- Anmeldung der Kinder in diversen Kindergärten und Schulen,
- Bemühungen um Nachhilfe privat und über Integrationshelfer,
- Kontakt zu Sportvereinen und persönliche Begleitung der Kinder und Jugendlichen zu Schwimmkursen und Vereinsterminen,
- Vermittlung von Sprachpaten und Anmeldung zu Sprachkursen,
- Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen (Jobcenter, Kindergeldstellen, Teilhabe, Familienkasse, Krankenkasse, Darlehensverträge, Mietverträge, Wohnberechtigungsschein usw.),
- Beschaffung von Papieren,
- Begleitung zu Ärzten und Ämtern,
- Begleitfahrten zu den Botschaften
- Hilfe bei den Schulanmeldungen,
- Bemühungen um Jobsuche und Ausbildungsplätze,
- Hilfe bei Bewerbungsschreiben,
- Hilfe und Hilfs-Vermittlung bei Umzügen
- und vieles mehr ...
Dabei ist es wichtig, Kontakte zu knüpfen zu Institutionen wie
- Jugendamt,
- Schulen,
- Sportvereine,
- Jobcenter,
- Sozialamt,
- Ausländerbehörde,
- Standesamt (Geburtsurkunden),
- Koordinierungsstelle der Stadt,
- Frauenhaus,
- Krankenhäuser,
- Kliniken,
- Anwaltskanzleien,
- Flüchtlingsrat der Stadt Paderborn.
Zusätzlich gibt es eine ehrenamtliche Fahrradwerkstatt, um kostenlos gespendete Fahrräder anzubieten. Auch für spätere Reparaturen der Räder wird so gesorgt.
Über zwei Jahre hat die Kolpingsfamilie mit der Führung eines Ladens mitten im Herzen von Schloß Neuhaus mit einem Angebot von Geschirr, kleinen Elektrogeräten und Kleinmöbeln gegen ein geringes Entgelt bei den Ersteinrichtungen vielen helfen können.
Viele Initiativen zu Kontaktpflege und Integration
Neben der Hilfestellung im Alltag durch den Runden Tisch gibt es auch gemeinsame Unternehmungen, die den Flüchtenden und Asylsuchenden ein bisschen Lebensfreude zurückgeben können.
Aktivitäten 2024
FluchtPunkt Heimat
Im Rahmen der Paderborner Museumsnacht von Samstag, 31.August bis 1.September initiierte der Runde Tisch eine Video-Installation mit dem Thema "Fluchtpunkt Heimat" im Innenhof des Neuhäuser Schlosses, die auch in der darauffolgenden Woche im Gewölbesaal noch besucht werden konnte. Insbesondere hat Ansgar Frerich, in Schloss Neuhaus aufgewachsener Kulturschaffender und Mitgründer der BASIS BERLIN, den Runden Tisch als Kooperationspartner unterstützt. Mit seinen Filmen als Produzent und Mischtonmeister erhielt er zahlreiche Preise und Nominierungen.
Im historischen Schlosshof wurden Videostelen mit den präsentierten Flucht- und Migrationsgeschichten von zwölf Paderborner Bürger*innen verschiedenen Alters installiert. Sie erzählten, aus welchen unterschiedlichen Motiven sie ihre alte Heimat verlassen haben und hier in Schloss Neuhaus eine neue Heimat gefunden haben.
„In seiner zunächst diffusen Präsenz von sich wiederholenden gleichzeitig laufenden Erzählungen sind die Besucher*innen geradezu herausgefordert, sich je einem Individuum zuzuwenden. So kann ein Gesamtbild von sehr persönlichen Erfahrungen aus verschiedenen Ländern, Kulturen und Generationen entstehen,“ so Ansgar Frerich von der BASIS BERLIN.
Am Samstagabend gegen 21 Uhr erfolgte die Projektion des ausgezeichneten Dokumentarfilms „Taste of Cement“ (2017) zur Migrationsgeschichte von syrischen Gastarbeitern im Libanon. Die audiovisuelle Begegnung war in der Verlängerung der Museumsnacht im Schlosshof bis zum nächsten Tag um 12 Uhr möglich.
Heimat verlassen, verlieren, die Gründe fortzugehen sind vielfältig, meist geprägt von Ausgrenzung, Gewalt, Terror, Krieg, Angst und Hunger. Hinter jeder veröffentlichten Zahl steht ein individuelles Schicksal. So berichtete in den aktuellen Interviews Nguyet Rodehutskors von ihrer Flucht als „Bootspeople“ als junge Frau aus Vietnam, und auch von ihrem heutigen Engagement für die alte Heimat, aber auch hier in ihrer neuen Heimat. Rahman Jamal sprach von seinen Migrationserfahrungen nach der Ankunft mit seinen Eltern aus Myanmar in Paderborn, als „Mann ohne Muttersprache“ (so der Titel seines Buches von 2022), der Neuhäuser Künstler Suat Özdemir erzählte von seinen Migrationserfahrungen nach seiner Ankunft hier „der Liebe wegen“ und Irmgard Suwelack von ihren Fluchterfahrungen nach der Vertreibung im 2. Weltkrieg aus Ostpreußen. Diese stehen in der Reihe mit anderen bis hin zu den inzwischen hier angekommenen Kriegsflüchtlingen über die Balkanroute 2015 und aus der Ukraine.
Das Offene Dialogforum am Sonntag um 11 Uhr im Audienzsaal des Schlosses zeigte die unterschiedlichen Erfahrungen der Menschen auf, die hier in Schloß Neuhaus leben, Zugereiste oder Ansässige, die hier ihre Heimat haben. Dabei stimmen diese längst nicht mit den veröffentlichten Meinungen und Berichten von Fernsehen, Presse oder auch sozialen Medien überein. Das gab Anlass, sich gemeinsam hier vor Ort über das Miteinander auszutauschen, wie die gemeinsame Zukunft gestaltet werden kann. In einer offenen Moderation unter der Leitung von Manfred Jäger, konnte mit den Interviewten des Projektes, Gästen, engagierten und/oder thematisch interessierten Bürger*innen und Ansgar Frerich diskutiert werden – ein Reflexionsforum mit der Perspektive regionaler Verortung und dem Ziel eines guten Miteinanders.
Die Installation "Fluchtpunkt Heimat" im Gewölbesaal sorgte für eine weitere Möglichkeit, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. „Flucht und Migration muss Gegenstand des weiteren Dialogs auch in Schloß Neuhaus sein“, so Mitinitiator Rolf Oberliesen aus dem Quartier „die vielleicht neue begonnene Aufmerksamkeit und Gespräche sind sicher jetzt im Sinne weiterer konstruktiver Begegnungen fortzusetzen.“ Dazu wurde seitens der Veranstalter angeboten, in der darauffolgenden Woche (2.9.-6.9.24, jeweils von 10 bis 16 Uhr) die Installation der Flucht- und Migrationsgeschichten im Gewölbesaal auf dem Schlossgelände weiter oder neu zu erkunden. Das Angebot galt für Schulklassen und Lerngruppen von Schulen als auch interessierte Bürger*innen und Migrant*innen und deren Familien.
Fazit von Mitveranstalterin Ulrike Oberliesen, Mitglied des Runden Tisch: "Sowohl die Ausstellung, als auch die Diskussionsrunde am Sonntag fanden ein gutes Echo! Die Stimmung an dem Wochenende war freundlich und ausgeglichen. Da am Sonntag nur „Insider“ dabei waren, fehlte leider eine echte Auseinandersetzung mit "anderen Meinungen“ zur Situation von Migrant*innen in Schloss Neuhaus. Die Interviews sind so wertvoll, dass sie auch weiterhin angehört werden sollten!"
Aktivitäten 2023
Flüchtlingskinder im Mais-Labyrinth auf dem Lehrbauernhof in Delbrück Anreppen
Annähernd vierzig Kinder waren eingeladen, als Ferienerlebnis einen Tag auf einem Bauernhof in der Region zu verbringen. Arrangiert und begleitet wurde dieses durch den Runden Tisch Flüchtlingshilfe im Quartier Schloß Neuhaus, gefördert durch die Engagement-Förderung NRW. Gemeinsam waren so Kinder aus Armenien, Nigeria, Syrien, der Ukraine und Indien mit dieser „kleinen Expedition eines westfälischen Bauernhofs“ in Anreppen unterwegs. Die Kleineren unter ihnen wurden von Mutter oder Vater begleitet, im Wesentlichen lag die Betreuung bei den Mitgliedern des Runden Tisches.
Die Kinder erkundeten zunächst völlig individuell - manchmal auch noch etwas zaghaft - die Stallungen der Schweine, der Hühner und der Pferde, wo sie besonders das Pony faszinierte. Sie tobten mit den freilaufenden Hunden oder fütterten die Kaninchen und versuchten sie oder die sehr zutraulichen Katzen zu streicheln. Sie staunten über Kühe und Rinder im Stall und auf der Weide. „So dicht war ich noch nie in meinem Leben an einem so großen Tier wie diese Kuh,“ so Yassmin aus Aleppo, „jetzt habe ich gesehen wo unsere Milch herkommt“, „ich fand es süß wie das Kälbchen an der Mutter nuckelte.“
Außer den Tieren bot der Hof Schulte-Hörster mit Freiluftspielen, Kletterseil, diversen Schaukeln und einer vielgenutzten Seilbahn, sowie mit verschiedenen Fahrspielzeugen (Kettcars, Bobbycars) Gelegenheit für gemeinsame Erfahrungen. „Die Kinder hatten untereinander keinerlei sprachliche Schwierigkeiten“, so Ulrike Oberliesen vom Runden Tisch Flüchtlingshilfe „die sie begleitenden Eltern waren da eher etwas hilflos“. Im Mittelpunkt standen ja auch die Kinder und ihre selbstgewählten Aktivitäten. Dennoch gab es beim gemütlichen „Sit-in“ an den langen Tischen unter dem Zeltdach eine gute „interkulturelle Kommunikation“ bei Pommes, Bratwurst und Getränken und Waffeln und dem selbst Mitgebrachten aus den Familien.
„Höhepunkt war die Erkundung des Mais-Labyrinths am Nachmittag“ so der Initiator Diethelm Wulf. Interkulturell besetzt machten sich die Gruppen auf die verschlungenen Wege durch das 20.000 Quadratmeter große Maisfeld, aus der Luft gesehen angelegt im Grundmusters eines Pferdekopfes mit Mähne. „Das war ganz schön anstrengend“ so ein Mädchen aus Nigeria, begleitet von ihrer Mutter, „aber wir haben alle Stempel erreicht!“ In diesem auch von Erwachsenen nicht überschaubaren Maiswuchs halfen manchmal nur die Zurufe über die riesigen Maisstauden hinweg, um zum Ausgang zurückzufinden, was schließlich auch allen gelang, wenn auch die letzte Gruppe noch von dem letzten Regenschauer an diesem Tag erwischt wurde.
„Bei mir hat das Kaninchen das Blatt gefressen!“ oder „Die Hühner konnte ich mit Getreide locken!“ oder „Ich war ganz oben im Baum!“ waren da die erinnernden Bemerkungen auf der Busfahrt zurück durch das Delbrücker Land.
Ein sehr erlebnisreicher und auch interkultureller Tag. Nicht nur die begleitenden Personen vom Runden Tisch und die Eltern waren froh und erleichtert, dass der angekündigte Dauerregen ausblieb und die Schlammstiefel für die Labyrinth-Erkundung im Gepäck bleiben konnten.
Aktivitäten 2022
Im Sommer 2022 initiierte die Gruppe ein Begegnungsfest auf dem Platz vor der Unterkunft in der Sertürnerstraße zusammen mit der Koordinierungsstelle für Flüchtlingsangelegenheiten. Die Teilnehmenden kamen für diesen Nachmittag aus dem gesamten Umkreis Paderborns. Menschen mit Fluchtgeschichte aus Afghanistan, Armenien, Irak, Syrien, Eritrea, dem Sudan und der Ukraine waren vertreten. Flüchtende aus Armenien halfen beim Grillen der reichlich angebotenen Grillwürstchen. Viele afrikanische Kinder saßen auf der Treppe und beäugten zunächst zurückhaltend die vielen Fremden. Ein kleiner Schubs reichte aus, sie zu ermutigen, sich den Essensangeboten zuzuwenden. Ukrainische Mädchen machten interessiert und begeistert mit bei dem YOGA Entspannungstraining von Joselita Figueirredo aus Schloß Neuhaus, die spontan ihre Kompetenz einbrachte. Die Rikscha des Quartiers allerdings war der Renner. Begeisterte Kinderscharen wurden vom Rikscha-Piloten bis zur Erschöpfung immer wieder herumgefahren.
Ein weiterer Höhepunkt des Jahres 2022 war die Fahrt mit einem Bus mit Kindern verschiedenster Nationen zum Vogelpark in Heiligenkirchen. Begleitet wurden sie von einigen Eltern und den Aktiven des Runden Tischs. Ein beglückender Nachmittag für alle Beteiligten!
Auf dem Weihnachtsmarkt gab es ein besonderes Angebot für Kinder und Erwachsene mit dem Puppenspielangebot: die Geschichte von der Nachtigall nach Christian Andersen. Der Text des Märchens stand in Arabisch, Ukrainisch und Englisch zur Verfügung.
Ausgezeichnetes Ehrenamt – Bürgerpreis 2021 der Stadt Paderborn
Während der gesamten Zeit ab 2015 arbeiteten in dieser ehrenamtlich organisierten Gruppe viele engagierte Neuhäuser Bürgerinnen und Bürger aus dem Quartier. Experten der Stadt Paderborn standen beratend an der Seite.
Verwaltungsfachleute, Sozialarbeiter freier Träger und der Stadt, ein Arzt sowie die viele ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer kümmerten sich in regelmäßiger Absprache um die Geflüchteten und Asylbewerber..
Diese langjährigen Erfahrungen führten zu einer hohen gemeinsam verantworteten Betreuungs- und Beratungskompetenz.
Mit der 16. Bürgerpreisverleihung der Bürgerstiftung Paderborn wurde diese engagierte Arbeit des Runden Tisch im Stadtteil Schloß Neuhaus öffentlich im Heinz-Nixdorf-Forum ausgezeichnet. Der Bürgerpreis 2021 der Bürgerstiftung Paderborn wurde stellvertretend an Diethelm Wulf für die Kordinierung und und Alfons Frerich für die Leitung der Fahrradwerkstatt vergeben. Die Auszeichnung gelte „für eine jahrelange engagierte Arbeit für die im Stadtteil Schloß Neuhaus lebenden Asylbewerber und Geflüchteten“. Weitere Infos unter https://buergerstiftung-paderborn.de/buergerpreis/